Nächste Produktionen in der Spielzeit 2022-2023

Thalia Theater: „Die Rache der Fledermaus“ von Johann Strauss – Premiere 24. November 2022

Schauspiel Leipzig: „Jahrestage“ (UA) nach dem Roman von Uwe Johnson – Premiere 18 März 2023

Oper Stuttgart: „Saint Francoise d’Assise“ – Oper von Olivier Messiaen – Premiere 11. Juni 2023

Laufende Vorstellungen:

Schauspiel Leipzig: „Undine“ und „La Boheme“

Thalia Theater: „Mittagsstunde“

DIE RACHE DER FLEDERMAUS

von Johann Strauss// Regie Anna-Sophie Mahler

Mit einem Zwischenruf von Thomas Köck

Nach einem rauschhaften Maskenball, einem Karneval der Tiere, lässt einer seinen Freund im Fledermauskostüm schlafend draußen zurück und gibt ihn dem Gelächter der Frühaufsteher preis. Der Gedemütigte sinnt auf Rache, die auf dem noch fulminanteren Fest des Prinzen Orlowsky ihren Lauf nimmt. So in der Operette der Operetten des ebenso walzerseligen wie musikalisch hintergründigen Komponisten Johann Strauß.

Der Autor Thomas Köck, sprachmächtiger Experte für Gegenwartserkundung und Zukunftsforschung hat einen Zwischenruf, eine Art Abgesang der aussterbenden Arten geschrieben: „und alle tiere rufen: dieser titel rettet die welt auch nicht mehr“. Neben der Weißfußkaninchenratte, der Zwergameise und über hundert weiteren Arten spricht auch die Wimpernfledermaus. „Eine Erinnerung an die Zukunft, die wir nie erreichen werden“ – weil wider besseren Wissens und die Warnungen des Weltklimarats überhörend, immer noch viel leichter das berühmte „Weiter so!“ gewinnt.

Wie weit sind wir eigentlich vom Abgrund entfernt? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Es ist ein Singen und Tanzen auf dem Vulkan. Oder besser: auf unserer Erde, die existenziell bedroht ist, wenn wir Menschen nicht fähig sind, angemessen zu handeln. „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist…“ war schon immer eine verführerisch ungute Losung. In Zeiten wie diesen ist das Postulat der Unveränderbarkeit eine Bankrotterklärung aus Bequemlichkeit, die die Operette in ein Requiem für unseren Planeten kippen lässt.

PREMIERE 24. NOVEMBER 2022, THALIA THEATER

Jahrestage (UA)

nach dem Roman von Uwe Johnson
Ein Projekt von Anna-Sophie Mahler

Anhand der Lektüre von Uwe Johnsons „Jahrestage“ macht sich Hausregisseurin Anna-Sophie Mahler auf zu einer Recherche in das 20. Jahrhundert. Die Regisseurin und ihr Team begeben sich auf eine detektivische Reise zum Autor und seinem Jahrhundertroman. Was ist die Geschichte, die hinter der Geschichte lauert? Geschichte(n) über ein zerrissenes Jahrhundert und eine durch Krieg und die Zeit zerrissene Familie, deren Zentrum geheimnisvoll und verschlossen bleibt irgendwo zwischen Mecklenburg und New York City.

Jeden Morgen schlägt Gesine Cresspahl vor der Subway ihre Zeitung auf. Täglich, über ein Jahr hinweg schreibt sie einen Eintrag in ihr Buch, beginnend mit einem Zitat der New York Times, die ihr Tag für Tag sachlich aus aller Welt, von Kriegen und globalen Verwerfungen berichtet. Über die gedämpften Schreie einer unruhigen Gegenwart steigt die Erzählerin hinab in die Stille der Erinnerung. Erinnerungen an stürmische Jahrestage, die Parallelen zu den gegenwärtigen aufweisen und doch verschieden sind. Die Erinnerungen verselbstständigen sich, eine Gestalt tritt auf und zieht wieder ab, wechselt hinüber in eine andere Zeit auf der anderen Seite des Ozeans. Erinnerungen gelangen zu neuer Gegenwart durch die drängenden Fragen der Tochter und einer neuen Generation, umgeben vom Lärm der Metropole New York im Epochenjahr 1967 / 1968, inmitten von Vietnamkrieg und Studentenprotesten. Es entblättert sich ein weltläufiges Panorama deutsch-deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts, eine Reise in die wechselvolle New Yorker Gegenwart des Jahres 1968, zugleich die Geschichte einer Familie. Geschichten vom Leben in Mecklenburg in der Weimarer Republik, während des Nationalsozialismus, in der Sowjetischen Besatzungszone und in den ersten Jahren der DDR klingen an und verstummen wieder.
Wie stark hallen jedoch diese jüngst abgeschlossenen Kapitel in unserer Gegenwart nach? Wie bewältigt, sortiert und erzählt man einen Stoff von einem vermeintlich sicheren Standpunkt aus, diese kompliziert verwobene Familiengeschichte voller Risse und Versenkungen angesichts einer damals wie heute unsicheren Zukunft? Das Gefühl der Fragmentierung von Welt, der Überforderung sowie der Ausstreichung der Möglichkeit von Illusion und Utopie steigen auf. Bieten die immer wieder erlebten Umwälzungen noch die Chance, an Stabilität zu glauben?

Premiere: 18. März 2023

Saint Francoise d’Assise

von Olivier Messiaen

Oper in drei Akten und acht Bildern
Libretto vom Komponisten
in französischer Sprache

Olivier Messiaens Szenen über den Heiligen Franziskus von Assisi ist weniger eine Oper, als vielmehr ein Oratorium oder noch eher: ein Ritual, für das Messiaen eine der klangfarbenreichsten, beeindruckendsten und schillerndsten Partituren des 20. Jahrhunderts geschrieben hat. Das Team um Dirigent Titus Engel und die Regisseurin Anna-Sophie Mahler wird dieses monumentale Werk auf ganz besondere Weise angehen: Der erste Akt und der letzte Akt wird im Opernhaus gespielt, dazwischen begibt sich das Publikum mit dem Staatsorchester, dem Staatsopernchor und den Solist*innen auf Pilgerreise durch den Stadtraum. Mit Kopfhörern, aber auch als Open-Air vor dem Opernhaus und auf der Freilichtbühne Killesberg wird dieses Werk ganz anders als gewohnt zu erleben und zu er-hören sein. Eine Pilgerreise mit Messiaen und ein Kreuzweg in die Natur, um die Natur ins Opernhaus zu holen. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg?

Besetzung

Musikalische Leitung Titus Engel
Regie Anna-Sophie Mahler
Ausstattung Katrin Connan
Chor Manuel Pujol
Dramaturgie Ingo Gerlach

MITTAGSSTUNDE am Thalia Theater

ein Roman von Dörte Hansen/ Bühnenfassung Anna-Sophie Mahler/ Regie Anna-Sophie Mahler

Uraufführung

„De Welt geiht ünner“, sagte Marret Feddersen. Seit die Landvermesser zur Flurbereinigung kamen, veränderte sich Brinkebüll. Aus kleinen Feldern wurden große Ackerflächen und aus Sandwegen Asphaltstraßen. „Das ganze Enge, Schiefe und Beschränkte, das Verwinkelte und Zugewachsene, das Umständliche“ wurde abgeräumt. Als die Landvermesser Brinkebüll wieder verließen, war Marret Feddersen schwanger. So kam Ingwer auf die Welt. Weil Marret leicht „verdreiht“ war, kümmerten sich die Großeltern um den Jungen. Früh stand Ingwer mit Großvater Sönke hinter dem Tresen des Dorfkrugs, den er später einmal übernehmen sollte. Aber Ingwer verließ das Dorf, um in der Stadt zu studieren. Mit bald 50 kehrt er zurück, um die Großeltern zu pflegen und sein eigenes Leben neu zu sortieren. Im Dorfkrug erinnert er sich an die Zeit, als er auf Marrets Füßen stand und sie Schlager sang. Ohrwürmer, die von Tränen, Träumen und gebrochenen Herzen handelten. „Wir wollen niemals auseinandergehn.“

Die norddeutsche Tiefebene zwischen Hamburg und Küste hat eine literarische Stimme, die die Leserinnen und Leser zu Hunderttausenden begeistert“ (Der Spiegel) und die Kritik von einem „literarischen Ereignis“ sprechen lässt: Die Autorin Dörte Hansen aus Husum, die nach „Altes Land“ mit „Mittagsstunde“ vom Verschwinden der ländlichen Welt erzählt. Es ist ein Roman über das fiktive norddeutsche Dorf Brinkebüll, das den Strukturwandel in der modernen Landwirtschaft in den 1960er Jahren erlebt. Dörte Hansen sagt: „Es endet das Zeitalter der Sesshaftigkeit. Aus dem lebendigen Kosmos Dorf ist ein Schlafort geworden, wo man heute nichts mehr machen kann, nicht mehr zur Schule geht, nicht mehr einkaufen kann, sich nicht mal mehr im Gasthof betrinkt.“

Premiere am 27. Februar 2021

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La Bohème (UA)

Träume // Leipzig

Ein Musiktheaterprojekt

„An Träumen und Luftschlössern ist meine Seele Millionärin“, heißt es in Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“ von 1896: Die an Träumen so reichen Künstlerfreunde leben ein Leben am Rande der Armut. So groß ihre Liebe zum Leben ist, so gefährlich ist die Realität, die irgendwann in Gestalt von Krankheit den Tod bringt. Das Spannungsgeflecht von Selbstverwirklichung und Gesellschaft, Freiheit und Risiko hat sich in der Gegenwart nicht aufgelöst – ebenso wenig der Traum von einer Möglichkeit des Zusammenlebens jenseits der Normen.
Die Autorin Anne Jelena Schulte und die Regisseurin Anna-Sophie Mahler haben sich in Leipzig auf die Suche gemacht nach solchen Orten der Utopie und der Gemeinschaft. Gefunden haben sie in ihren Recherchen eine Gemeinschaft, die sich zu einer besonderen Art des Zusammenlebens zusammengefunden hat. Aus sehr unterschiedlichen Beweggründen, freiwilligen und unfreiwilligen, entstanden der Ort und die Utopie eines neuen Weges der Selbstbestimmtheit und Selbstorganisation. Ein Ort am Rand der gesellschaftlichen Wahrnehmung und am Rand der gesellschaftlichen Absicherung. Mit einer Freiheit, die wiederum nicht ohne Abgrund ist, und sehr fragil – von außen und von innen. 
Auf Basis dieser Recherchen komponieren Anna-Sophie Mahler und Anne Jelena Schulte zusammen mit dem Komponisten Arno Waschk eine neue „Bohème“. Eine, die die Gegenwart im Blick hat und so die Oper und ihre Themen neu hinterfragt. Eine „Bohème“ der Gegenwart, die wenig mit den Kunstschaffenden der Feuilletons zu tun hat, aber viel mit unserer Gesellschaft.

PREMIERE am 30. April 2021

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whistleblowerin/elektra

dokumentarisches theater mit operngesang am theater neumarkt
subtitled in english

als yasmine motarjemi in vevey ihre stelle als corporate food safety manager antritt, ist sie hochmotiviert, gut ausgebildet, ihre expertise international anerkannt. wer in der nahrungsmittelsicherheit arbeitet, muss genau sein. die vorgaben, die entwickelt werden, haben weltweit auswirkungen, im besten fall verursachen fehler bauchschmerzen, im schlimmsten fall sterben kinder.
 dass es im börsenkotierten konzern auch gegenwind gibt, gehört zum job. dann wird aus gegenwind mobbing: ihre arbeit wird verunmöglicht, sie arbeitet weiter, schlägt alarm, macht weiter. irgendwann liegt eine kündigung auf dem tisch. und eine abfindung. das geld wird sie nicht nehmen. 15 jahre später entscheidet das gericht zu ihren gunsten. eine frau zieht gegen den grössten nahrungsmittelkonzern der welt vor gericht, allein. wie die antike elektra aus der oper von strauß kann sie zu unrecht nicht schweigen. aber whistleblowing hat seinen preis.

mona somm kann ein lied davon singen – genau genommen eine arie, die als eine der herausfordernsten der musikgeschichte gilt. ein abend mit 
und über frauen, die den mund aufmachen.

das zusammenspiel aus schauspiel und einsprengseln von oper bekommt eine dringlichkeit, eine tragische grösse, weil in der musik auch die ganze emotionalität raus kann, die die managerin yasmin motarjemi sich verbietet. […] sascha özlem soydan spielt das sehr stark, sehr eindringlich – da kann einem diese hässliche businessgeschichte durchaus an die nieren gehen. (srf 2 kultur)

premiere: 5. November 2020

nächsten aufführungen: 27. nov. 20 uhr, 29. Nov. 18 uhr, 14. dez 20 uhr

leitungsteam

konzept & regie:anna-sophie mahler

regieassistenz: sarah calörtscher

ausstattung:sophie krayer

recherche & konzept: sylke gruhnwald

musikalische bearbeitung:stefan wirth

sound design:marcel babazadeh

dramaturgie & konzept: julia reichert

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