„Thomas“ von Georg Friedrich Haas, Bayerische Staatsoper München
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Thalia Theater: „Die Rache der Fledermaus“ von Johann Strauss
Thalia Theater: „Mittagsstunde“
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MITTAGSSTUNDE am Thalia Theater

ein Roman von Dörte Hansen/ Bühnenfassung Anna-Sophie Mahler/ Regie Anna-Sophie Mahler (UA)
„De Welt geiht ünner“, sagte Marret Feddersen. Seit die Landvermesser zur Flurbereinigung kamen, veränderte sich Brinkebüll. Aus kleinen Feldern wurden große Ackerflächen und aus Sandwegen Asphaltstraßen. „Das ganze Enge, Schiefe und Beschränkte, das Verwinkelte und Zugewachsene, das Umständliche“ wurde abgeräumt. Als die Landvermesser Brinkebüll wieder verließen, war Marret Feddersen schwanger. So kam Ingwer auf die Welt. Weil Marret leicht „verdreiht“ war, kümmerten sich die Großeltern um den Jungen. Früh stand Ingwer mit Großvater Sönke hinter dem Tresen des Dorfkrugs, den er später einmal übernehmen sollte. Aber Ingwer verließ das Dorf, um in der Stadt zu studieren. Mit bald 50 kehrt er zurück, um die Großeltern zu pflegen und sein eigenes Leben neu zu sortieren. Im Dorfkrug erinnert er sich an die Zeit, als er auf Marrets Füßen stand und sie Schlager sang. Ohrwürmer, die von Tränen, Träumen und gebrochenen Herzen handelten. „Wir wollen niemals auseinandergehn.“
Die norddeutsche Tiefebene zwischen Hamburg und Küste hat eine literarische Stimme, die die Leserinnen und Leser zu Hunderttausenden begeistert“ (Der Spiegel) und die Kritik von einem „literarischen Ereignis“ sprechen lässt: Die Autorin Dörte Hansen aus Husum, die nach „Altes Land“ mit „Mittagsstunde“ vom Verschwinden der ländlichen Welt erzählt. Es ist ein Roman über das fiktive norddeutsche Dorf Brinkebüll, das den Strukturwandel in der modernen Landwirtschaft in den 1960er Jahren erlebt. Dörte Hansen sagt: „Es endet das Zeitalter der Sesshaftigkeit. Aus dem lebendigen Kosmos Dorf ist ein Schlafort geworden, wo man heute nichts mehr machen kann, nicht mehr zur Schule geht, nicht mehr einkaufen kann, sich nicht mal mehr im Gasthof betrinkt.“
Pressestimmen
„Anna Mahler übersetzt den Sound des Romans in ihrem Thalia-Debüt geradezu kongenial verschroben für die Bühne.“ – Maike Schiller, Hamburger Abendblatt, 14.6.2021
„Es gibt Glücksfälle, bei denen alles zusammen passt: Ort und Zeit, Form und Inhalt – und zudem alle beteiligten Akteure. „Mittagsstunde“ im Thalia-Theater ist ein solcher Fall. Thomas Niehaus ist die Idealbesetzung für die Hauptrolle. Ihm zur Seite steht ein starkes Ensemble. Zusammen gelint ihnen ein ebenso unterhaltsamer wie berührender Abend.“ – Heiko Kammerhoff, Hamburger Morgenpost, 14.06.2021
„Das ganze Ensemble begeistert an diesem melancholischen, mitreißenden Abend, der so kunstvoll vom Leben und Verschwinden erzählt.“ – Katja Weise, NDR Kultur, 14.06.2021
„Neben Thomas Niehaus als Feddersen beeindruckt Cathérine Seifert mit einer überragenden Darstellung der Marret. Deren Schlichtheit wirkt liebenswert und niemals ausgestellt. Die großartige Inszenierung schafft eine gelungene Balance zwischen Schauspiel und Musiktheater und hat das Zeug zum neuen Kultstück.“ – Dagmar Ellen Fischer, Deutsche Bühne, 14.06.2021
„Anna-Sophie Mahler hat in Abstimmung mit Dörte Hansen eine kluge Fassung geschrieben und inszeniert. Mahler gelingt es, über die Musik die verschiedenen Zeitebenen des Romans miteinander zu verknüpfen und den Figuren bei allem Humor ihre Verletzlichkeit zu lassen. “ – Susanne Oehmsen, Schleswig Holstein Zeitung, 14.06.2021
Undine (UA) – Ein Musiktheaterprojekt
Vom Menschen verraten, verlässt der Wassergeist Undine den Menschen und seine Welt. Undine geht zurück ins Wasser. Von dort aus rechnet sie ab und lässt Wellen und Fluten gegen die Erde und deren alte Ordnungsprinzipien anrollen. Dabei bleibt sie unberechenbar und taucht in unterschiedlichste Gestalten wieder auf: als Sirene, Wassergeist oder Nixe. Erzählungen, Opernstoffe und große Orchesterwerke tragen ihren Namen.
Mythen von Undinen und Meerjungfrauen spiegeln die Sehnsüchte des Menschen, mit der Natur und dem Wasser in Einklang zu leben. Doch das Wasser lässt sich nur bedingt bändigen, es bahnt sich seinen Weg.
Hausregisseurin Anna-Sophie Mahler und ihr Team begaben sich auf eine Recherchereise in Leipzigs Kanäle, Schleusen, Sümpfe und Auenwälder. Was sie beim Freilegen ihrer Undine fanden und musikalisch und theatral auf die Bühne bringen, ist die Erinnerung an das ungestüme Wasserwesen, die hybride Wasserfrau Undine.
Der Mythos schreibt sich fort, indem aktuelle und lokale Fragen der Umwelttechnik sowie der Cyborgisierung in seine Inszenierung aufgenommen werden. Wie steht es in unserer durchtechnisierten Umwelt um das Verhältnis zur Natur? Kann ein Zusammenspiel in Zukunft überhaupt noch gelingen?
Pressestimmen
Mahler greift auf bekannte Musik zurück, aber nicht auf Klischees. Ihr Musiktheater ist ein Diskursraum, in dem sie allerdings nicht die Oper selbst reflektiert und auch nicht Musik auseinandernimmt, sondern ein allgemein relevantes Thema bearbeitet und dabei Poesie und Gefühl zulässt. So ist ein moderner Musiktheaterabend entstanden, der Herz und Hirn anspricht, der berührt und anregt.
MDR
Das ist Theater, aber nicht das klassisch unterhaltende, sondern eins, das lokale Themen diskursiv auf die Bühne und in die Diskussion bringt. Theater als ein Ort, um gesellschaftliche Themen zu verhandeln. Das klingt so banal wie es an der Zeit dafür ist.
[…]
Romantik ist hier kein Pflaster auf der Wunde, sondern ein Zeichen für den Verlust. Wenn der Roboterarm zur zweiten Strophe den Pianisten anleuchtet und ihn auffordert, mitzuspielen, und der dann die Akkorde zur Melodie anschlägt, dann ist das genau dieser Moment. Ein großartiges optisches und akustisches Bild, das uns nicht einlullen will! Ins Paradies gibt es keine Rückfahrkarte mehr. Das ist das Theater für eine neue Generation. Theater, wo – eingedenk Marthaler – ein Frauenchor auftritt, das Vocalconsort Leipzig, und traumhaft einen Sirenengesang von Debussy anstimmt, also etwas aus der Epoche des Impressionismus.
„Es ist unheimliches Musik-Theater, das Anna-Sophie Mahler mit dieser „Undine“ angerichtet hat. Mit klassischer Oper hat das nichts zu tun, sondern ist vielmehr der Versuch, Musiktheater in einer Zeit zu inszenieren, in der sie in ihrer klassischen Form verlebt ist. Mit Bildern wie dem Unterwasserreich, wo das Publikum von hinten vom Chor angerührt wird, gelingen ihr hoch emotional Momente. Wasser wird in der Musik lebendig.”
LA BOHEME (UA) am Schauspiel Leipzig

Ein Musiktheaterprojekt von Anna-Sophie Mahler und Anne Jelena Schulte
„An Träumen und Luftschlössern ist meine Seele Millionärin“, heißt es in Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“ von 1896: Die an Träumen so reichen Künstlerfreunde leben ein Leben am Rande der Armut. So groß ihre Liebe zum Leben ist, so gefährlich ist die Realität, die irgendwann in Gestalt von Krankheit den Tod bringt. Das Spannungsgeflecht von Selbstverwirklichung und Gesellschaft, Freiheit und Risiko hat sich in der Gegenwart nicht aufgelöst – ebenso wenig der Traum von einer Möglichkeit des Zusammenlebens jenseits der Normen.
Die Autorin Anne Jelena Schulte und die Regisseurin Anna-Sophie Mahler haben sich in Leipzig auf die Suche gemacht nach solchen Orten der Utopie und der Gemeinschaft. Gefunden haben sie in ihren Recherchen eine Gemeinschaft, die sich zu einer besonderen Art des Zusammenlebens zusammengefunden hat. Aus sehr unterschiedlichen Beweggründen, freiwilligen und unfreiwilligen, entstanden der Ort und die Utopie eines neuen Weges der Selbstbestimmtheit und Selbstorganisation. Ein Ort am Rand der gesellschaftlichen Wahrnehmung und am Rand der gesellschaftlichen Absicherung. Mit einer Freiheit, die wiederum nicht ohne Abgrund ist, und sehr fragil – von außen und von innen.
Auf Basis dieser Recherchen komponieren Anna-Sophie Mahler und Anne Jelena Schulte zusammen mit dem Komponisten Arno Waschk eine neue „Bohème“. Eine, die die Gegenwart im Blick hat und so die Oper und ihre Themen neu hinterfragt. Eine „Bohème“ der Gegenwart, die wenig mit den Kunstschaffenden der Feuilletons zu tun hat, aber viel mit unserer Gesellschaft.
LVZ
„[D]iese Bohème stellt als beachtliches Dokumentar-Theater authentische Träume vom Rand der Gesellschaft auf die Bühne. Regisseurin Mahler und Autorin Anne Jelena Schulte haben recherchiert, ein inzwischen geräumtes Zeltlager hinter dem Leipziger Hauptbahnhof besucht, den Ex-Junkie Christian befragt, den eine Faust-Rolle am Leben hielt, eine Kubanerin interviewt, die einst auf der Insel im Cabaret tanzte und im Winter erstmals ins stumme Deutschland kam. […] Insgesamt gelingt es dem Ensemble, den Figuren Würde zu verleihen, ohne sie zu Romantisieren [sic!]. Männer in Frauenrollen und umgekehrt verfremden die Vorbilder. […] So entsteht ein mutiger, ein konsequenter Abend, voller Respekt für die Menschen und ihre Ideale, ohne sie und ihre Ziele zu verklären.“
WHISTLEBLOWERIN/ELEKTRA – am Theater Neumarkt

dokumentarisches theater mit operngesang am theater neumarkt
als yasmine motarjemi in vevey ihre stelle als corporate food safety manager antritt, ist sie hochmotiviert, gut ausgebildet, ihre expertise international anerkannt. wer in der nahrungsmittelsicherheit arbeitet, muss genau sein. die vorgaben, die entwickelt werden, haben weltweit auswirkungen, im besten fall verursachen fehler bauchschmerzen, im schlimmsten fall sterben kinder. dass es im börsenkotierten konzern auch gegenwind gibt, gehört zum job. dann wird aus gegenwind mobbing: ihre arbeit wird verunmöglicht, sie arbeitet weiter, schlägt alarm, macht weiter. irgendwann liegt eine kündigung auf dem tisch. und eine abfindung. das geld wird sie nicht nehmen. 15 jahre später entscheidet das gericht zu ihren gunsten. eine frau zieht gegen den grössten nahrungsmittelkonzern der welt vor gericht, allein. wie die antike elektra aus der oper von strauß kann sie zu unrecht nicht schweigen. aber whistleblowing hat seinen preis.
mona somm kann ein lied davon singen – genau genommen eine arie, die als eine der herausfordernsten der musikgeschichte gilt. ein abend mit und über frauen, die den mund aufmachen.
das zusammenspiel aus schauspiel und einsprengseln von oper bekommt eine dringlichkeit, eine tragische grösse, weil in der musik auch die ganze emotionalität raus kann, die die managerin yasmin motarjemi sich verbietet. […] sascha özlem soydan spielt das sehr stark, sehr eindringlich – da kann einem diese hässliche businessgeschichte durchaus an die nieren gehen. (srf 2 kultur)
WALDESRUH – Ein Zeltlager ohne Bäume mit Morton Feldman
Deutsch Oper Berlin

Dokumentarisches Musiktheater mit Musik von Morton Feldman, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Schubert und Richard Strauss.
Inszenierung, Konzept: Anna-Sophie Mahler
Dramaturgie, Konzept: Falk Rößler, Musikalische Leitung, Komponist: Michael Wilhelmi, Ausstattung: Sophie Krayer, Videodesign: Georg Lendorff, Klangregie: Albrecht Ziepert, Dramaturgie: Lars Gebhardt , Leitung des Jugendchores: Christian Lindhorst, Von und mit: Thomas Douglas, Rebecca Pedersen, Philipp Jekal, Falk Rößler, Michael Wilhelmi, Stefan Wirth, Jugendchor der Deutschen Oper Berlin, Thomas Douglas
Pianist Morton Feldman „Triadic memories“: Stefan Wirth
Premiere 2.Oktober 2020 19.00 Uhr.
Probenbesuch/ Features: https://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/calendar/production/waldesruh.1257977
Mein Seelenort: https://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/anna-sophie-mahler-mein-seelenort
ZUM INHALT
Der Topos vom Wald als Ort deutscher Romantik wurde über die letzten 200 Jahre unterschiedlichsten Umformungen ausgesetzt: Ob als Inbegriff romantischer Weltflucht, Spießigkeit, militaristischer Uniformität, Ökospiritualität oder Seismograph des Klimawandels – der Wald war und ist Projektionsfläche gesellschaftspolitischer Phänomene.
Regisseurin Anna-Sophie Mahler und ihr Team nehmen Recherchegespräche mit Spezialist*innen und Wissenschaftler*innen zum Ausgangspunkt für ihren zweiteiligen Musiktheaterabend, der einerseits zum Lernen und Erfahren einladen möchte, andererseits Perspektivwechsel herbeiführen wird: So werden sich romantische Chorliteratur und Waldlieder mit Zeltlageratmosphäre verbinden, erfährt das Publikum mehr über Pilzstrukturen und die Kommunikation der Bäume und verwandelt sich die kahle Tischlerei in einen imaginären Wald. Der Abend gipfelt in einer konzentrierten Aufführung von Morton Feldmans »Triadic Memories« – ein außergewöhnliches Stück für Klavier solo. 1981 entstanden, handelt es sich um ein Spätwerk von Feldman, das von extremer Reduktion, Klarheit und Offenheit lebt.